Trendanalyse Reisemarkt: Ab in die Ferien!

Der Reisemarkt erwacht aus seiner Schockstarre: Die Mehrheit der Deutschen schmiedet wieder Urlaubspläne. Vor allem innerdeutsche Reiseziele stehen hoch im Kurs, wie eine Google-Suchanalyse der ZMG zeigt.

Urlaub! Nach Wochen des Corona-Lockdowns und der Reisebeschränkungen sehnen sich viele Menschen nach einer Auszeit außerhalb der heimischen vier Wände. Die Deutschen werden ihrem Ruf als Reiseweltmeister vermutlich gerecht: 69 Prozent möchten nach dem Ende der Corona-Reisebeschränkungen direkt wegfahren. Von den Zeitungsleserinnen und -lesern planen dies sogar drei Viertel, wie die Score-Media-Studie „Deutschland, deine Urlauber“ jüngst ermittelt hat.

Dass der Reisemarkt aus seiner Schockstarre erwacht, belegt auch eine ZMG-Auswertung von Google-Suchanfragen rund ums Reisen. Dabei wurden Suchanfragen zu ausgewählten Regionen und Reisearten in Kombination mit den Suchbegriffen „Urlaub“ und „Hotel“ über die GoogleTrends API für einen 5-Jahres-Zeitraum ausgewertet (1. Januar 2015 bis 24. Mai 2020). Das explodierende Volumen der Suchanfragen zeigt, dass das Thema Urlaub den Deutschen unter den Nägeln brennt: Sie befassen sich seit Mai wieder intensiv mit ihrer Urlaubsplanung 2020.

Urlaub in Deutschland liegt im Trend

Aber wohin soll die Reise gehen? Laut Score-Studie ist für 69 Prozent der Befragten Deutschland aktuell das beliebteste Reiseland. Das Corona-Virus hat vor allem den Reisedestinationen an der Nord- und Ostsee ordentlich Schub verliehen: Mehr als die Hälfte der Deutschen zieht es aktuell an die deutsche Küste. In der ersten Umfragewelle im Februar 2020 lag dieser Wert bei vergleichsweise niedrigen 34 Prozent.

Die ZMG-Analyse bestätigt den Boom deutscher Urlaubsziele. Nach historischen Tiefs im März und April steuert das Google-Suchvolumen für innerdeutsche Urlaubsorte im Mai auf 5-Jahres-Höchstwerte zu. Als beliebte deutsche Ziele hat die ZMG-Analyse die Regionen Allgäu, Nordsee, Ostsee und Schwarzwald in den Blick genommen und jeweils mit den Suchbegriffen „Urlaub“ und „Hotel“ kombiniert. Der Suchbegriff „Urlaub“ dient dabei als Indikator für das generelle Informationsbedürfnis, zum Beispiel auch darüber, ob in dem Land / der Region noch Corona-Beschränkungen zu beachten sind. Der Suchbegriff „Hotel“ steht für das konkrete Buchungsinteresse, denn wer gezielt nach einer Unterkunft sucht, ist schon näher am Buchungsprozess.

Höchstes Suchvolumen seit fünf Jahren

War das Suchvolumen für die Begriffe Allgäu, Nordsee, Ostsee und Schwarzwald in Kombination mit „Urlaub“ im März und April nahezu zum Erliegen gekommen (Index zwischen 22 und 28), erreicht es im Mai einen Index von 89 (Nordsee) bzw. 99 (Ostsee) und 100 für Allgäu und Schwarzwald. Der Wert 100 steht dabei für die höchste Beliebtheit dieses Suchbegriffs im gesamten Untersuchungszeitrum seit Januar 2015 (alle Suchanfragen werden von Google standardmäßig auf den höchsten gemessenen Wert auf 100 indexiert. Es ist daher nur ein Vergleich der Relationen und nicht der absoluten Höhe der Suchanfragen möglich). Das bedeutet, dass das Interesse an Urlaub an diesen innerdeutschen Zielen seit fünf Jahren nicht mehr so hoch war wie im Moment.

Aber nicht nur das generelle Urlaubsinteresse, auch das konkrete Buchungsinteresse für deutsche Ziele ist in den vergangenen vier Wochen massiv angestiegen. Es erreicht im Mai Indexwerte zwischen 60 und 70. Im April lag der Indexwert noch bei einem Tiefstwert von knapp 20. Für Reiseanbieter ist jetzt also die beste Zeit, mit konkreten Urlaubsangeboten zum Beispiel in Zeitungsanzeigen auf sich aufmerksam zu machen – und zwar vor allem für nahegelegene Ziele. Denn 40 Prozent der Deutschen und 52 Prozent der Leser regionaler Abozeitungen sind überzeugt davon, dass ihre Reisen künftig regionaler werden, weiß auch die Score-Urlauberstudie.

Zurückhaltung bei Auslandsreisen

Trotzdem belegt die ZMG-Auswertung, dass auch klassische Reiseländer wie Spanien und Italien im Moment intensiv beobachtet werden. Das Suchpotenzial für Urlaub in Griechenland, Italien oder Spanien ist mit Indexwerten zwischen 80 und 100 überraschend hoch. Allerdings scheint es sich bei vielen Suchanfragen auch nur um ein generelles Interesse zu handeln, ob in Zeiten von Corona überhaupt Ferien in einem dieser Länder möglich wäre. Denn beim konkreten Buchungsinteresse liegen die Indexwerte zwischen niedrigen 18 und 25 und erholen sich nur langsam vom Corona-Einbruch im März und April.

Das südliche Mittelmeer (Ägypten, Tunesien, Türkei) und Kreuzfahrten sind weiterhin nur marginal von Interesse, wenn es um die eigene Urlaubsplanung geht. Die Auswertung der entsprechenden Google-Suchanfragen zeigt noch immer ein sehr niedriges Niveau. Offen bleibt, ob bei einer Lockerung der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Bezug auf das Corona-Virus auch hier zu einer größeren Nachfrage kommt. Die Deutschen scheinen jedenfalls in den Urlaubs-Startlöchern zu stehen.

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