Verlage öffnen sich immer stärker für Künstliche Intelligenz

BDZV und Unternehmensberatung Schickler präsentieren Studie „Trends der Zeitungsbranche 2019“.

Künstliche Intelligenz (KI) ist für die deutschen Zeitungsverlage von wachsender Bedeutung. 74 Prozent der Unternehmen halten den Einsatz entsprechender Verfahren für „relevant bis sehr relevant“, bei den großen Verlagshäusern sind es sogar 96 Prozent. Insbesondere in marktnahen Bereichen wie etwa dem Einsatz von Roboterjournalismus in der Sport-, Wetter- und Börsenberichterstattung oder dem vorbeugenden Kündiger-Management sollen entsprechende Anwendungen stark ausgebaut werden.

Dies ist eines der wesentlichen Ergebnisse der repräsentativen Studie „Trends der Zeitungsbranche 2019“, die der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) am 30. Januar 2019 in Berlin gemeinsam mit der Unternehmensberatung Schickler vorgestellt hat. Die Studie identifizierte drei TOP-Trends:

1. Künstliche Intelligenz: Viele Verlage nutzen bereits die KI-Potenziale.

2. Innovative Angebots- und Preismodelle: Eine flexible Angebots- und Preis- gestaltung wird in den Verlagen als Chance genutzt.

3. Logistik als Wachstumstreiber: Die Verlage setzen mit neuen Technologien auf neue Geschäftsmodelle

Ähnlich den großen, international tätigen Unternehmen wie Amazon, Google oder Alibaba könnten auch deutsche Verlage vom Einsatz Künstlicher Intelligenz immer stärker profitieren, sagte dazu Katrin Tischer, Geschäftsführerin Märkte beim BDZV. Alle Unternehmensbereiche kämen dafür infrage. Aktuell genutzt würden insbesondere Anwendungen im Werbemarkt (16 Prozent) und der Redaktion (19 Prozent).

Doch zeigten die Planungen für die nächsten drei Jahre, dass nicht nur hier Zuwächse auf 69 Prozent beziehungsweise 64 Prozent zu erwarten seien,  sondern dass auch der Lesermarkt (64 Prozent), Logistik (43 Prozent) und Controlling (33 Prozent) mit Hilfe von KI optimiert werden sollen. „Das hat“, erläuterte Tischer, „auch Auswirkungen auf die Mitarbeiterstruktur: KI erfordert Spezialisten, die abteilungsübergreifend arbeiten. Laut unserer Studie sind  sie zu je einem guten Drittel in einer neuen Abteilung beziehungsweise als Stabsstelle bei der Geschäftsführung angesiedelt oder sie sind bei der IT integriert.“

Rolf-Dieter Lafrenz, Partner bei der Unternehmensberatung Schickler, führte aus, dass die Verlage weiterhin mit einem starken Wachstum der E-Paper-Auflagen und auch mit zunehmenden Werbeerlösen aus dem digitalen Geschäft rechneten, zugleich aber Verluste am Vertriebs- und Werbemarkt bei den gedruckten Zeitungen erwarteten. Vor diesem Hintergrund sei es umso wichtiger, die vielfältigen Angebote der Verlage noch individueller auf die Kunden anzupassen. 79 Prozent der Verlage gäben an, eine solche Angebots- und Preisdifferenzierung bereits einzusetzen oder zu planen. „Im Fokus stehen besonders Bundle-Angebote aus Print und Digital sowie neue digitale Angebotsformen.“

Geschäftsfeld Logistik

Ferner bewerteten 71 Prozent der Verlage Geschäftsfelder aus dem Bereich Logistik – etwa Postdienstleistungen, Kurierdienste und Logistik-Services für E-Commerce – als „strategisch relevant“; bei den großen Unternehmen seien es sogar 93 Prozent. „Der Kernbereich Logistik“, resümierte Lafrenz, „ist für die Verlage zum Wachstumstreiber geworden.“ Das gelte für den Einsatz innovativer Technologien mit digitalen Zusteller-Infosystemen und  elektrisch betriebenen Zustell-Fahrzeugen ebenso wie für neue Arbeitsmodelle jenseits der auf wenige Stunden befristeten Zeitungszustellung am frühen Morgen.

An der Studie „Trends der Zeitungsbranche 2019“ haben 72 Verleger und Geschäftsführer teilgenommen. Sie repräsentieren nach Verlagen 29 Prozent, nach Auflage gut die Hälfte (57 Prozent).

Charts mit allen Ergebnissen sowie Bilder von der heutigen Pressekonferenz können Sie hier herunterladen.