Vertrauen in Werbung gestiegen

In Krisenzeiten verlassen sich die Menschen verstärkt auf klassische Medien und glaubwürdige Informationsquellen wie die Zeitungen. Das kommt auch der Werbung zugute: Sie gewinnt an Vertrauen, wie eine Nielsen-Analyse zeigt.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Auswirkungen auf die Mediennutzung der Deutschen. Vor allem zu dessen Beginn haben sich viele Menschen quasi kontinuierlich über die aktuelle Lage informiert. Gefragt waren in erster Linie Nachrichten von vertrauenswürdigen Medien. Sie fanden verstärkten Zuspruch, wie das Markforschungsunternehmen Nielsen mit seiner halbjährlichen repräsentativen Umfrage zur Mediennutzung zeigt.

Seriöse Medien gewinnen

Neben dem klassischen Fernsehen haben insbesondere die Zeitungen und die digitalen Nachrichtenseiten von der größeren Nachfrage profitiert. Sie konnten bei den Nutzerzahlen deutlich zulegen. Als Grund für den anhaltend großen Informationsbedarf sieht Nielsen auch die aktuell hohe Beunruhigung in der Bevölkerung.  So sorgen sich 88 Prozent um den Anstieg der Energiepreise, 84 Prozent um den Preisanstieg im Einzelhandel, 81 Prozent um die Ausgaben an der Zapfsäule und 80 Prozent um eine mögliche Ausweitung der geopolitischen Situation in Osteuropa auf weitere Länder.
Zuverlässige Informationsquellen sind den Menschen vor diesem Hintergrund besonders wichtig. Nicht zuletzt angesichts der Sorge vor Fake News, die 73 Prozent äußern. Social-Media-Plattformen werden in diesem Zusammenhang kritisch beäugt, während das Vertrauen in die Informationsqualität von Zeitungen und öffentlich-rechtlichem Fernsehen und Radio ungebrochen hoch ist, so Nielsen.

Werbung wird positiver bewertet

Der verstärkte Konsum vertrauenswürdiger Medien wie Tageszeitungen und TV als Folge des Ukrainekrieges wirkt sich laut Nielsen auch auf die Bewertung von Werbung aus. Demnach habe sich die Einstellung der Verbraucher gegenüber Werbung verbessert: 16 Prozent aller Befragten in Deutschland beurteilen Werbung positiver. Insgesamt stieg das Vertrauen in Werbung um 15 Prozent, ermittelten die Marktforscher. Dieser Vertrauenszuwachs könnte sogar noch gesteigert werden, wenn Werbeinhalte weniger dramatisiert dargestellt würden, sagen 69 Prozent der befragten Konsumenten. Ebenso viele wünschen sich mehr faktenbasierte Inhalte.
Auch bei den Werbeausgaben zeigen sich krisenbedingte Verschiebungen. Es verzeichnen die Medien Zuwächse, die im Zuge der Krise auch an Vertrauen beim Publikum gewonnen haben. „Wenn die Budgets knapper werden, suchen Werbetreibende lieber nach einem seriösen Umfeld“, meint dazu Dirk Reinbothe, Deutschland-Geschäftsführer bei Nielsen.

Für 2021 hatte der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) den Tageszeitungen ein Plus von 6,4 Prozent bei den Netto-Werbeerlösen bescheinigt. Die Tageszeitungen erzielten damit erstmals seit 14 Jahren wieder positive Printwerbeerlöse. Auch die Wochen- und Sonntagszeitungen legten 3 Prozent zu. Für das laufende Jahr gehen die Verlage nach einer Prognose der BDZV/Schickler-Trendumfrage vom Februar 2022 von zwei Prozent Plus bei den Print-Werbeerlösen und acht Prozent Zuwachs bei den Werbeerlösen aus E-Paper und Paid Content aus. Gleichzeitig führt das Wachstum im Digitalen bei den Zeitungen wieder zu insgesamt steigenden Abonnentenzahlen.